Erlebnisbericht
Bisher kenne ich Martin Fröst als einen aus meiner Sicht brillanten Klarinettisten. In dem Konzert in der Elbphilharmonie am 9. Oktober 2025 habe ich ihn in seiner Rolle aus Pfau kennengelernt. Ich fand’s spannend, nicht jeder im Publikum teilte meine Meinung. Das Stück Peacock Tales von Anders Hillborg gab Anlass zu einer Mini-Choreografie (oder auch Pantomime) samt Maske und Lichteffekten, um das Konzert für Klarinette und Orchester szenisch zu untermalen.
Der Kenner merkt: ich kannte das Stück nicht. Sonst wäre ich nicht so überrascht gewesen, sondern hätte gewusst, das Martin Fröst selbst den Komponisten zu dieser Version seiner Komposition angeregt hatte. Neben den erwähnten Effekten ist das Konzert musikalisch ziemlich herausfordernd, schon wegen des Rhythmus. Vom Dirigenten bis zum kleinen Schlagwerk waren alle Musiker und Musikerinnen ordentlich gefordert. Ich möchte noch ein musikalisches Zitat erwähnen: bei Minute 5:52-6:05 (Aufnahme in meiner ▶️Playlist) werden von der Klarinette ein paar Töne aus der Oper Tosca von Giacomo Puccini (konkret: der Anfang vom 3. Akt, E lucevan le stelle) zitiert. Eine sehr traurig-schöne Melodie. Die Version mit Luciano Pavarotti habe ich zum Vergleich auch meiner ▶️Playlist hinzugefügt (Minute 0:00-0:12).
Sehr erfreulich war die lange Zugabe, die Martin Fröst zusammen mit dem NDR-Elbphilharmonie Orchester spielte: Bartoks Ungarischer Tanz Nr. 1, arrangiert von seinem Bruder Göran Fröst für Martin Fröst mit seiner Klarinette und Swing-Orchester. Ebenfalls grandios-virtuos und mit schönen Anleihen an Klemzer-Musik.
Der Konzertabend begann mit Restless Oceans von Anna Clyne. Sie schrieb ein Vorwort zur Partitur des Orchesterstücks. Die Musiker und Musikerinnen mögen ihre Stimme einsetzen und mit den Füßen aufstampfen. So ist es dann auch geschehen. Ein spannendes Werk, dass die Kraft der Frauen ausdrücken soll. Erscheint mir durchaus sinnvoll.
Nach der Pause gab es einen Klassiker im Programm: Antonín Dvořáks 7. Sinfonie. Alan Gilbert entwickelte zusammen mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester eine fröhliche und ausgewogene Interpretation. Nebenbei bemerkt: aus dem Schulunterricht könnte man eher die 9. Sinfonie von Antonín Dvořák kennen, die den schönen Titel „Aus der neuen Welt“ trägt.
Konzert in der Mediathek der Elbphilharmonie
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Restless Oceans von Anna Clyne
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