Ausgezeichnet mit dem International Booker Prize 2024
Aus meiner Sicht braucht dieses Buch eine Trigger-Warnung: so viel explizit beschriebene Gewalt – physisch wie psychisch – in einer Beziehung ist nur sehr schwer zu ertragen. Außerdem tut diese Darstellung der Beziehung zwischen den Protagonisten Hans (Mann, Mitte fünfzig) und Katharina (Frau, neunzehn Jahre jung) meines Erachtens nichts für die Geschichte, die erzählt wird.
Die beiden lernen sich Ende der achtziger Jahre in Ost-Berlin kennen, der verheiratete Mann hatte vor Katharina schon andere Affären. Sowohl seine Frau Ingrid, als auch Katharina wissen davon. Beide bleiben bei ihm. Soweit nichts Neues. Die Geschichte spielt in der Zeit, als die Mauer fiel, als die DDR aufgelöst wurde und die beiden Hälften Deutschlands zu einem Land zusammengefügt wurden.
Eine Zeit des massiven Umbruchs. In Kairos wird diese historische Zeit mit ihrer Unsicherheit für die Menschen verzahnt mit dem Unsicherheitsgefühl in der Beziehung zwischen Hans und Katharina. Zu reflektieren, dass die Wiedervereinigung nicht nur ein technokratischer Akt war, sondern, dass dieser sich direkt und konkret auf das Leben und Fühlen der Menschen ausgewirkt hat, ist gelungen.
Titel: Kairos
Autorin: Jenny Erpenbeck
Ersterscheinung: 2021
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